Schulgeschichte

Das Progymnasium in der Klosterstraße © Die Glocke

Zugegeben, das aktuelle Gebäude selbst sieht nicht ganz so einladend aus wie das historische, 1750 fertiggestellte Progymnasium – viel Waschbeton, ganz im Stil der 70er Jahre. Ganz anders der Schulhof: Hügel, Senken, Holzstämme zum Sitzen, Bruchsteine, Büsche – und in den Pausen Kinder, die herumlaufen und klettern, Jugendliche, die herumspazieren und einen Schwatz halten. Pausenleben. Und das neue, modern gestaltete Gebäude für die Klassen 7 bis Q2 entsteht gerade.

Das Gymnasium Nepomucenum Rietberg – ein Idyll? Das ist unsere Schule bestimmt nicht. Aber es ist eine Schule, an der sich viel bewegt, die verändert und gestaltet wird, und zwar mit vereinten Kräften von Schülerschaft, Lehrerschaft und Eltern.

Unsere Schule hat Tradition. Sie selbst ist wesentlich älter als das Gebäude. 2018 feiert unsere Schule ihr 275 jähriges Jubiläum. Am 1. März des Jahres 1743 hat nämlich Maximilian Ulrich Graf von Kaunitz und Rittberg in Brünn die Stiftungsurkunde unterzeichnet und damit die Schule ins Leben gerufen.

Warum eigentlich hat das Gymnasium NEPOMUCENUM seinen Namen – dies ist doch ein eher ungebräuchlicher Name für eine Gymnasium?!
Hier erfahren Sie mehr.

Die lange Tradition des GNR – Der Weg zu einer modernen Schule

Das GNR  wurde zunächst von Franziskanern geleitet und hatte als oberste Lernziele “echte Frömmigkeit und echte Bildung”. Der umfangreiche Fächerkanon bestand aus deutscher und lateinischer Sprachlehre, biblischer Geschichte, Kirchengeschichte, politischer Geschichte, propädeutischer Philosophie, empirischer Psychologie, Arithmetik, Algebra, Geometrie und Geographie.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde aus dem Franziskanergymnasium das Progymnasium mit fünf Klassen, und das war ebenfalls altsprachlich – mit acht Wochenstunden Latein in der Sexta und sechs Stunden Griechisch ab Untertertia. Die einzige moderne Fremdsprache war Französisch.

Seit 1966 gibt es dann das Gymnasium Nepomucenum Rietberg (GNR), damals aber noch mit einem neusprachlichen und einem altsprachlichen Zweig.

Das GNR ist heute ein Gymnasium mit einem ausgeprägten Profil. Außer den modernen Sprachen Englisch und Französisch kann man auch Latein lernen. In der Differenzierung ab Klasse 9 kann neben der dritten Fremdsprache Informatik oder Technik gewählt werden. Weitere Kurse befassen sich auch mit fächerverbindenden Themen. Zum Schuljahr 2010/11 ist das GNR, beginnend mit der Jahrgangsstufe 5, in den gebundenen Ganztag eingetreten, eine Neuerung, die nach intensiver Diskussion in den beteiligten Gremien auf breite Zustimmung stieß. Hiermit will die Schule den individuellen Stärken und Interessen sowie den spezifischen Lernbedürfnissen der Schülerinnen und Schüler noch mehr gerecht werden.

Die Beteiligung am Modellprojekt »Selbstständige Schule« – einem gemeinsamen Projekt des Schulministeriums NRW und der Bertelsmann Stiftung – ermöglichte ab 2002 über sechs Jahre eine intensivierte Schulentwicklung in den Bereichen Methodenlernen und Teamarbeit. Seit dieser Zeit zeichnet sich das GNR durch eine intensive Zusammenarbeit der Lehrerinnen und Lehrer in Teams aus, die auch heute für die Schulform Gymnasium nicht alltäglich ist.

Der Literaturkurs der Oberstufe führt jedes Jahr ein Schauspiel auf, und jedes Mal ist es ein Erlebnis. Ob es “Der eingebildete Kranke” vom Molière war, Max Frischs “Don Juan oder die Liebe zur Geometrie”, “Unsere kleine Stadt” von Thornton Wilder, „Die Kleinbürgerhochzeit“ von Betold Brecht  – es ist immer ein großes Ereignis. Dies gilt auch für die Theater-AG der Sekundarstufe I, die zuletzt mit dem „Herrn der Diebe“ von Cornelia Funke überzeugte.

Auslandsfahrten gehören auch zum Schulalltag – seit knapp 20 Jahren haben wir eine Partnerschule in Ribérac/Frankreich. Hinzu kommt die Fahrt nach England, die Schulgemeinschaftsfahrt nach Polen, die Fahrt nach Rom… Wir erproben neue, schüleraktivierende Unterrichtsformen und arbeiten an Projekten. Unsere SV kann sich sehen lassen – Unterstufenfeste, Schulkarneval und Café gehören mit zu ihrem Programm. In 2013 hat sie den ersten Schülerhaushalt in Deutschland gestemmt, der ein Vorbild für viele weitere Kommunen und Schulen sein kann.
Auch das Seniorenprojekt  EULE wurde in NRW erstmals in Rietberg eingeführt. Ausgeweitet ist dieser Gedanke jetzt auf viele weitere „Schülerlehrer“-Projekte wie FUCHS, MAUS, Teutolab M, Lernpartnerschaften.

Apropos Begeisterung – da müssen wir noch einmal zurück zum Schulhof. Gegen Ende des vergangenen Jahrtausends war da eine Wüste aus Betonplatten. Und heute? Siehe oben: Bruchsteinmauern grenzen Hügel ab, es gibt ein Amphitheater, eine Spielehütte, eine Kletterwand, einen Bachlauf und überhaupt viel Grün – zudem zwei Innenhöfe zur Erholung, einer sogar mit den Schulkaninchen. Das ging aber nur, weil alle – SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern – angepackt haben, an vielen Wochenenden, manchmal bei Regen, oft bei Sonnenschein, jeder so gut es ging. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen! Bald muss hieran angeknüpft werden, nachdem im Zuge der Umbaumaßnahmen im Schulzentrum die unteren Jahrgänge in das neu gestaltete Gebäude der ehemaligen Martinschule umgezogen sind.

Dann werden wir auch mit allen Jahrgängen im Gebundenen Ganztag sein. Wir werden weiterhin wissen, an welche Traditionen wir anknüpfen und welches Bewährte wir beibehalten, aber auch festlegen, in welchen Bereichen wir uns weiter entwickeln, getreu dem Thema der Projektwoche zum 250jährigen Bestehen (1993) der Schule neben der Ems: „Schule im Fluss – und wir mittendrin!“

Quellen zur Geschichte des GNR:

Alwin Hamschmidt (Hrsg): 250 Jahre Gymnasium Nepomucenum Rietberg 1743-1993, Rietberg 1993

Alfred Ecker: Das Gymnasium Nepomucenum in Rietberg, Rietberg 1975

Restexemplare dieser Bücher sind im Sekretariat des GNR zum Preis von 10 € erhältlich.

Westfälische Quellen im Bild 29: Manfred Beine (Bearb.): “Unten Vier Zimmer und oben das Theatrum und Auditorium” – Entwürfe für ein Gymnasium in Rietberg von 1746