Literatur

Hier findet sich eine kleine Auswahl an Berichten über Aufführungen des jeweiligen Literaturkurses.

Masken gehören durchaus zum Theater, aber medizinische FFP 2 Masken weniger

Abstandsregelungen und die Angst vor gefährlichen Aerosolen machen ausdrucksstarkes Spielen und Interagieren auf der Bühne fast – aber nicht gänzlich unmöglich. Und so wurde im Rahmen der Möglichkeiten auch in diesem Jahr der Raum der Bühne und das eigene schauspielerische Talent entdeckt.
Anfang Januar entschied sich der Literaturkurs unter der Leitung von Frau Schüthuth, das Stück “Black heaven” zu inszenieren, ein Stück, nah an der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen und mit einer wichtigen Botschaft. Monatelang haben sich die 17 Schülerinnen und Schüler mit dem Stück, ihren Figuren und dem Theaterspiel beschäftigt, natürlich mit Maske und Abstand, manchmal auch nur über Bildschirm.
Doch der Literaturkurs wollte sich davon nicht entmutigen lassen, überlegte, wie man den schwierigen Bedingungen trotzen und das Produkt der gemeinsamen Arbeit dennoch präsentieren könnte.
Erst Anfang Juni fiel dann die Entscheidung, das Stück als Film zu präsentieren, zu groß war die Unsicherheit, ob eine Theateraufführung vor Publikum möglich sein würde.

Worum geht es in dem Stück “Black heaven” von Peter Haus?  

Eine Disco, laute Musik und Teenager, die feiern. Ein ganz gewöhnlicher Samstagabend. So ist es auch bei Lara (Tugce; Angelina) und ihren Freunden Jutta (Julia), Conni (Feodora), Marc (Timon), Wolf (Piet) und Nick (Seyit). Doch in dieser Nacht ist etwas anders: Uli (Berkant), der gerade aus Frankfurt hergezogen ist, taucht vor der Disco auf und hat verführerische Pillen. Lara wird neugierig und möchte sich ausprobieren. Von den kleinen “Glücklichmachern” ist sie hellauf begeistert und würde gerne mehr mit Uli machen. Wie schnell sie in die Sucht abrutscht, merkt sie gar nicht. Plötzlich verändert sich ihr Leben von Grund auf – in der Schule geht es steil bergab, sie belügt ihre Schwester (Eva), verkauft ihre Wertsachen, um an Geld zu kommen, und pumpt ständig Freunde und Bekannte (Dana, Ciara, Sina) an. Doch ihr Wandel scheint weder ihre Eltern (Isabell, Aaron), noch ihre Freunde sonderlich zu interessieren. Und auch ihre Klassenlehrerin Frau Kupinski (Eva) belässt es bei einigen Ermahnungen wegen Fehlens. Als Lara auch ihre beste Freundin Tina (Julia) verstößt und auf dem Straßenstrich landet, ist sie am Tiefpunkt angelangt. Gelingt es ihr, mit Hilfe von Frau Groß (Nina), Danny (Julia), Karla (Sina), Meike (Eva) und Lisa (Feo) ein neues Leben zu beginnen?

Text: A. Schüthuth

„Die Hölle, das sind die anderen“

Zweimal die 7, dreimal die 6 und der Teufel – der Q1- Literaturkurs entführte das Publikum an zwei Abenden unter der Regie von Andrea Schüthuth und Regieassistenz von Jaqueline Budde und Schülerin Elisa Karl in die Lage von 7 Personen in einem Raum, aus dem es für diese kein Entkommen gibt. Nicht einmal durch den Tod. Am Ende des Stückes sitzt das Publikum vor dem Bühnenboden voll hunderter selbst gebastelter Papierschiffchen.

Was absurd klingt, begann damit, dass sich vier Frauen und drei Männer, die unterschiedlicher nicht sein können, in einem Raum wiederfinden – alle sind bereits auf tragische Weise aus ihrem eher unglücklichen Leben gerissen worden und ihre einzige Gemeinsamkeit ist ihr Todesdatum: der 06.06.2006. Die Sieben nehmen unterschiedlichste Gründe für ihren Aufenthalt an: Die einen wähnen sich im Himmel, so z.B. das Paar gespielt von Melanie und Kevin, was den gemeinsamen Suizid gewählt hatte – überzeugend besonders beim späteren tiefen Fall aus ihrer heilen Welt: „Wie kannst du so glücklich sein, wenn du dabei mein Herz brichst?“. Andere wähnen sich im Jenseits, wie die unglückliche „graue Maus“ unter großem Dauerdruck im Elternhaus stehend (Tabea). Ein dritter wähnt sich bloß auf Stippvisite, aus der er sich jederzeit selbst befreien kann: der Professor mit komödiantischem Talent beim Forschen, u.a. zum Einfluss der Mondphasen auf Eintagsfliegen (Greta).

Alle empfinden diese Situation als zunehmend auswegloser und sind zurückgeworfen auf sich selbst, ihr gescheitertes Leben, von dem sie nichts mehr rückgängig machen können. Eine offene Frage bleibt hier: In welcher Zeitform formuliert man nicht gelebte Wünsche und Träume im irdischen Leben: „Wir würden es machen? Wir hätten es machen wollen? Wir hätten es gemacht haben wollen?“

Schnell kommt es in dieser „Zwangs-WG“ zu Spannungen und Konflikten, denn die zweiten sieben „Personen“ – die Todsünden Neid (Nada), Geiz (Nele), Wollust (Karoline), Trägheit (Sophie), Völlerei (Jule), Zorn (Irina) und Hochmut (Lea) beeinflussen auch dort die Beziehungen – und werfen alle ihre Verführungskünste in die Waagschale. Sie haben damit zunehmend Erfolg („Wie gut, dass die Menschen so feindselig sind“) – sehr zur Freude des Hausherrn, den Teufel (diabolische Rolle: Nico).

Es wird dann in der Rückschau auf jedes Leben klar, dass der Teufel auch bei ihrem Tod immer seine Finger im Spiel hatte. So z.B. beim tödlichen „Russisch Roulette“ zwischen den zwei Gaunern (Henri und Michelle) und der Person G-man (hält sich für „Gottes Geschenk an die Frauenwelt“: Rico) oder als Arzt bei Ausgabe der Überdosis Medikamente an die Person „Schizo“- Marie (überzeugend beim Hören der inneren Stimme ihrer verstorbenen Schwester Luise: Hanna).

Währenddessen entwickeln sich unterschiedlichste Verstrickungen, Zuspitzungen und auch ungewöhnliche Allianzen in dem Raum: So z.B. zwischen Professor und dem Model (mit Leichtigkeit und Tragik zugleich: Maren), das an einem Tag eines Fotoshootings (Fotograf: „Ich sehe es, du hast schon wieder gefrühstückt“) beschloss, nun gar nichts mehr zu essen und nun ALLES für eine Pille tut, von der Schokopudding nicht mehr dickmacht. Die Eskalation auf der Bühne schreitet voran: Unter anderem artet die Völlerei aus – der Dämon war sehr überzeugend…

Dann artet die Idee, zur Beschäftigung Papierschiffchen zu falten, in Aggressionen aus – „bei 247 eigenen Schiffchen bin ich beim Zählen gestört worden“, „die Schiffchen sind dir wichtiger als ich“, entlieben und neu verlieben, “die Schiffchen haben uns in die Verdammnis gestürzt”…

Am Ende tritt der Teufel vor das Publikum und stellt hoch zufrieden fest: „Ihr greift nach den Todsünden, ihr entscheidet euch für euer Elend, ihr seid zum Scheitern verurteilt, aber durch euch selbst. Schuld haben für euch aber immer die anderen.“

Die Inszenierung des Ein-Raum-Stückes wurde von dem Q1 Literaturkurs mit Humor trotz teilweise bedrückender Thematik umgesetzt und ließ den Zuschauer darüber sinnieren, ob man trotz gänzlich anderer Rahmenbedingungen den sieben Toten nicht ähnlicher ist, als man denkt, und häufig auch „nur Papierschiffchen bastelt“. Ein absurdes Jugendtheaterstück – angelehnt an Jean Paul Sartres „Geschlossene Gesellschaft“ – das den Zuschauer inmitten der Massen an gebastelten Papierschiffchen nachdenklich zurück lässt. Das Nachdenkliche nahm der stellvertretende Schulleiter Thomas Hönemann am zweiten Aufführungsabend in seinen Dankesworten an die Schülerinnen und Schüler und an das dreiköpfige Regieteam auf: „Für alle anderen ist man auch ein anderer“. Hönemann zeigte sich beeindruckt von der durchgängigen Dynamik des Stückes und davon, dass „die Rollen phantastisch besetzt“ wurden.