275 Jahre GNR – “Aus Rietberg in die weite Welt” Teil 1
China, Australien, Spanien, die US-Bundesstaaten Oklahoma, Illinois, New York und Utah – die zahlreich erschienenen Zuhörer bei dem Vortragsabend zu „Aus Rietberg in die weite Welt“ wurden tatsächlich auf eine kleine Weltreise mitgenommen. Anlässlich des 275-jährigen Schuljubiläums stellten insgesamt sieben ehemalige und aktuelle Schülerinnen und Schüler ihre Erfahrungen im Ausland vor.
So bunt gemischt wie die Ziele waren auch ihre Gründe und Anlässe für ihre zurückliegenden Auslandsaufenthalte: „klassische“ Schüleraustausche, zurück in ein Land, in dem man bereits mit den Eltern lange Jahre in der Kindheit gelebt hat, Auslandsstudium, Auslandsaufenthalt im Rahmen seines Jobs.
Allen gemeinsam war der „Sprung ins Leben“, wie Dr. Heiner Koop und Stefanie Haueisen, die beiden Organisatoren dieses Abends und engagiert in der Begabtenförderung, eindrucksvoll an einem Bungee-Jumping Video einer Schülerin in ihrem Auslandsaufenthalt zeigten und die Metapher fortführten: „Sie ist an einer langen Leine, kommt aber zurück in ihre Heimat“. Es folgten sieben beeindruckende Berichte über die Erfahrungen bei der Vorbereitung und Durchführung ihrer Reisen in die weite Welt, mit anekdotenreichen Erzählungen von ihren Erlebnissen, aber auch von Schwierigkeiten und davon, wie sie kulturelle und soziale Besonderheiten verarbeitet haben. Die Vortragenden sprachen das Publikum mit praktischen Tipps direkt an: Was bringen Vorbereitungsseminare? Was muss ich vor der Abreise organisieren? Was ist der Unterschied zwischen der Schule vor Ort und dem GNR? Wie war es nach der Rückkehr ans GNR? Wo beantragt man ein Stipendium? Wie überzeuge ich meinen Chef, mich ins Ausland zu schicken?
Alle Vorträge waren außerdem gespickt mit anschaulichen Fotos, Informationen und Anekdoten. Lilli Kaimann zeigte u.a. aus ihrem Jahr in Moore (Oklahoma) Unterschiede zwischen der Highschool dort und der Schule hier („Hier die Spinde, die ihr aus jedem Highschool- Film kennt.“) und führte gleich einmal den amerikanischen Fahneneid mit dem Publikum durch.
Carolyne Bauszus berichtete über ihre drei Monate in Malaga neben dem Schulleben dort über die Rolle des Essens in spanischen Familien („Sehr wichtig ist immer: VIEL essen“) und den Stränden im Winter.
Heide Oeding nahm das Publikum dann mit in die Ferne nach China und berichtete von dem deutlich anderen Schulalltag: Schultage mit bis zu 90 minütigen Schulwegen, 3- 4 Stunden Hausaufgaben nach dem Unterrichtsschluss um 18 Uhr und anderen Sozialformen und Umgangsformen zwischen Lehrer und Schüler („Der Unterricht ist komplett frontal, es wird nicht geredet, kein Schüler widerspricht“). Auch die chinesischen Essgewohnheiten wurden von Heide thematisiert und mit interessanten Fotos unterlegt. „Ich habe kein Jahr verloren, sondern so viel Erfahrungen gemacht und Freunde gewonnen“, schloss sie ihren Vortrag über ihr Jahr in China.
Janika Peitzmeier, die aktive Leichtathletin ist und es bis zur deutschen Meisterschaft geschafft hat, berichtete im Anschluss an ihre Erfahrungen zum Umgang mit Sport an der Highschool in ihren sechs Monaten Schüleraustausch in Illinois: „Sport hatte an dieser Highschool einen ganz anderen Stellenwert“ schließt sie ihre anekdotenreichen Berichte über ihre Erfolge dort im „track and field“.
In eine ganz andere Richtung ging dann der Vortrag von Kai Ole Koop, der als Schüler ein Jahr in einer mormonischen Gemeinde in der Nähe von Salt Lake City verbracht hat. Er erzählte eindrucksvoll, wie er sich in die „für mich völlig fremde Welt“ ein stückweit eingelebt hatte und resümierte: „Ich habe viel gelernt, auch kulturell, das ist der Teil der USA, der unserem typischen Bild von den USA nicht so entspricht“.
Timo Schlüter, der als Mitarbeiter eines großen Unternehmens für drei Monate in New York gearbeitet hat, erzählte von seiner Mischung aus Arbeitsalltag und Erlebnissen in „einer der turbulentesten Städte der Welt“. Timo stellte heraus, wie wichtig es ist, im Vorfeld hartnäckig zu sein und vielen Verantwortlichen von seiner Auslandsidee zu erzählen: „Ihr findet immer Möglichkeiten und Sponsoren, wenn ihr einen vernünftigen Plan habt“.
Christian Koop erläuterte sein Masterstudium, das er in Sydney absolviert hat und erklärte den Bewerberprozess, die Möglichkeiten eines Stipendiums und den Alltag an seiner Uni („Optisch wird sie oft mit Hogwarts verglichen“). „Networking ist einer der großen Vorteile der Auslandsaufenthalte“, schloss er.
Dr. Heiner Koop resümierte am Ende des Vortragsabends („Das war ja ein Feuerwerk an Informationen“) und gab einen Ausblick auf einen weiteren Bericht – die ehemalige Schülerin Miriam Günther hat sich über ihren Freiwilligendienst in Malawi interviewen lassen.
Der stellvertretende Schulleiter Thomas Hönemann dankte am Ende des Vortragsabends allen Beteiligten für „diesen bunten Strauß an Informationen“ und zeigte sich beeindruckt davon, dass auch in den Vorträgen deutlich wurde, wie sehr alle „durch den Auslandsaufenthalt in ihrer Persönlichkeit gestärkt wurden – auch durch ein Wachsen an zu überwindenden Schwierigkeiten“.