Europa am GNR: Zwei große Planspiele in der Stufe 9
“Diskutieren ist gar nicht so leicht. Denn einerseits muss man dagegenhalten und andererseits aber auch offen für Kompromisse sein”, so das Zwischenfazit von Claudia, einer Neuntklässlerin, am Projekttag Europa. Doch worum ging es für die Neuntklässler an diesem Tag? “Anti-Plastic” und “Digital-Services-Act” lauteten die Oberthemen für zwei Planspiele, die einen Vormittag lang von der kompletten Stufe durchgespielt wurden. Die Neuntklässler wurden in vier Großgruppen geteilt: Zwei Gruppen beschäftigten sich dabei mit der übergeordneten Frage: Wie kann die EU gegen Hate Speech und Fakenews im Internet vorgehen? Die anderen zwei Gruppen mit der Frage: Welche Richtlinie kann die EU zur Vermeidung von Plastikmüll auf den Weg bringen?
Der Weg zur Lösungsidee bzw. Verordnung und Richtlinie war gar nicht so leicht und gab vielfältige Einblicke in die Arbeit von zwei politischen Akteuren im EU- Gesetzgebungsverfahren: So simulierten zwei Gruppen die Verhandlungen des Rates der EU („Ministerrat“) über eine neue EU-Verordnung zur Bekämpfung von Fakenews und Hate Speech (Digital Services Act). In den anderen zwei Klassenräumen waren die Jugendlichen als Abgeordnete des europäischen Parlamentes bei der Frage der Plastikmüll- Vermeidung und des Recyclings gefordert. In beiden Planspielen simulierten die Neuntklässler dabei sehr konkret die Abläufe und Verhandlungen als Reaktion auf einen vorliegenden Entwurf durch die EU-Kommission.
Die zwei Gruppen zum Planspiel im Ministerrat führten Rats-Sitzungen und informelle Gespräche von MinisterInnen aus 10 EU-Mitgliedsländern zu einer möglichen EU-Verordnung zum Umgang mit Hate Speech und Fakenews durch. In Zweierteams arbeiteten sie sich in die Argumente ihres zugeteilten Landes ein und verhandelten sehr konkret zu den drei Fragen: Wer löscht dann Fakenews und Hate Speech? In welchem Land befinden sich die Meldestellen? Innerhalb welcher Fristen muss gelöscht werden? Gar nicht so einfach: “Man muss dann einen Kompromiss finden, obwohl das jeweilige Land eigene Interessen hat”, so das Resümee eines Teilnehmers.
Die zwei anderen Großgruppen simulierten in der Zeit den Entscheidungsweg im europäischen Parlament zum Thema Plastikmüll: Sie übernahmen die Rollen als Abgeordnete in den Fraktions- und Plenumssitzungen und entschieden über eine mögliche EU-Richtlinie zur Vermeidung von Plastikmüll. Auch hier ging es um drei sehr konkrete Fragen: Verbot von Einweg-Kunststoffverpackungen und Förderung von Mehrweg-Verpackungen? Kennzeichung auf der Verpackung durch die Hersteller als Pflicht? Nationales oder EU-weites Verfahren zum Recycling von Kunststoffabfällen?
Die zwei alltagsnahen Themen im Bereich sozialer Netzwerke und im Bereich Klimaschutz sorgten für Diskussionsfreude in vielen Phasen der Planspiele. Dabei mussten die Rollen und Interessen des Landes/der Abgeordneten überzeugend vertreten werden, was natürlich auch eine Herausforderung darstellte: “Man musste sich schon sehr tief in die Rollenkarte einlesen. Es war nicht immer einfach diese Rolle dann auch zu vertreten, vor allem wenn man selbst eine andere Meinung hat als das zugeloste Land”, stellte eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde fest.
Eine weitere spontane Rückmeldung von Teilnehmer Lasse war: “Man bekommt eine realistische Ahnung davon, wie die Arbeit im EU-Parlament wirklich ist”. Das Organisationsteam aus der Europa AG erhoffte sich genau das vom Europaprojekttag: Ein erstes und sehr konkretes Kennenlernen von EU-Institutionen und Stationen des komplexen Gesetzgebungsverfahrens. In diesem Jahr wurden die Lehrerinnen aus der Europa AG beim Projekttag sehr tatkräftig von einer Gruppe Q2-Sowi-Schüler*innen unterstützt. “Es war toll und inspirierend, dass ältere Schüler*innen unser Planspiel geleitet haben”, sagte die Neuntklässlerin Claudia.
Zum Abschluss des Tages wurde dann in zwei Klassenräumen noch über eine mögliche Erweiterung der EU debattiert, in den anderen beiden Klassenräumen wurde zu Europa an Kreuzworträtseln gerätselt und wurden Quizrunden zu Europa gespielt.