Die EULE feiert Geburtstag – 25 Jahre lernen & lehren

Spaß am Unterricht. Das steht bei der EULE seit nun mehr als 25 Jahren auf der Agenda. Schülerinnen und Schüler, die ältere Menschen unterrichten – anfangs war eine solche Idee in einer so kleinen Stadt wie Rietberg kaum vorstellbar laut dem damaligen Schul- und Sozialausschuss. Es würden sich doch bestimmt nicht genügend Leute dafür interessieren. Davon ließen sich Peter Esser, damaliger Schulleiter des Nepomucenum, und Michael Brüggenolte, damaliger Geschäftsführer der Caritas, sowie Mechtild Reker und interessierte Lehrer und Schüler des Gymnasiums aber nicht entmutigen.

EULE bedeutet:

E= Erleben U= Unterrichten L= Lernen E= Experimentieren

Jeden Freitagnachmittag erleben die Schüler, wie sich die Rolle des Lehrers anfühlt und unterrichten Senioren momentan in den Fächern Handy, Computer, Laptop, Literatur, Gedächtnistraining und Fremdsprachen Die Seniorenschüler lernen also in den verschiedenen Fächern nützliche Kompetenzen für den Alltag. Jedoch lernen die Schülerlehrer auch von den Senioren. Die Schülerlehrer experimentieren zusammen mit ihren Schülern:

– Wie gestalte ich guten Unterricht?

– Wie vermittle ich den Stoff?

Die Senioren profitieren nicht nur durch das Wissen, welches ihnen vermittelt wird, sondern auch von der Gemeinschaft, die entsteht.

Den Senioren gefällt der Umgang miteinander sowie das fröhliche Lernen, welches sich viele früher in ihrer eigenen Schulzeit gewünscht hätten. Zudem sehen sie die EULE als Alltagsbereicherung. Auch erfreuen sich die Senioren an der Geduld, die die Schüler besonders in den Technikkursen aufbringen. Darüber hinaus überrascht sie immer wieder die Reife ihrer jungen Lehrkräfte. Auch motivieren sich die Senioren gegenseitig in den Kursen, am Ball zu bleiben. Die Schülerlehrer profitieren durch die Erfahrungen in ihrer neuen Rolle und von dem Kontakt mit den lebenserfahrenen älteren Menschen.

Vor 25 Jahren, am 03.09.1998, fand zum ersten Mal der Unterricht mit 42 Senioren und 19 Schülerlehrern statt. Das damalige Kursangebot umfasste Englisch, Gedächtnistraining, Computer, Literatur und Kunst. Bis dahin war es aber ein weiter Weg. Die Geschichte der EULE begann mit einem Besuch bei einem ähnlichen Projekt am Fanny-Leicht-Gymnasiums in Stuttgart, auf das Herr Brüggenolte und Herr Esser durch einen Fernsehbeitrag aufmerksam geworden waren. Jedoch stand schnell fest, dass Modifizierungen vorgenommen werden sollten. Am 08.01.1998 erfolgte das erste Arbeitstreffen der Kooperationspartner. Eine Pressekonferenz, in der die EULE vorgestellt wird, wurde am 17.06.1998 abgehalten. Kurz nach den Sommerferien fand ein Pädagogischer Tag für die Schülerlehrer, damals noch nur aus den Stufen 11 und 12 stammend, statt. Darauf folgte ein Kennlernnachmittag mit den Seniorenschülern und dann erst drückten die älteren Menschen wieder die Schulbank. Das Fächerangebot variierte und wurde zwischenzeitlich von Griechisch, Kunst, Chor, Klavier, Türkisch, Russisch, Phänomene Naturwissenschaften und angewandter Philosophie ergänzt. Inzwischen betreuen seitens der Schule die beiden Lehrerinnen Sabine Ringel und Tessina Schrör gemeinsam mit Frau Reker, der Fachberaterin für Senioren- und Ehrenamtsarbeit der Caritas in Gütersloh das Projekt. Frau Schrör ist vor 25 Jahren selbst eine Schülerlehrerin der ersten Stunde gewesen.

Die EULE machte in ihren 25 Jahren schon so einige Schlagzeilen:

„Am Nepo bald Schule für Senioren“

„Schüler schlüpfen in die Lehrerrolle“

„EULE macht Senioren zu Schülern“

„Persönliche Atmosphäre schafft entspanntes Lehren und Lernen“

„Verkehrte Welt im Klassenzimmer“

Mit der Zeit wird die Rietberger Eule dann sogar zum Vorbild. Neben der EULE in Verl gibt es inzwischen schon acht andere solche Projekte in der näheren Umgebung.

Die Gemeinschaft innerhalb der EULE wird durch die verschiedenen Veranstaltungen gestärkt. Darunter fallen neben Sommerfesten und Adventsfeiern, hier bringen die Seniorinnen und Senioren Kuchen und Schnittchen mit, auch „Klassenfahrten“. Dadurch war die EULE schon in Hattingen, Berlin, Leipzig, Bonn, Erfurt u.v.m. Daneben fanden auch viele Ausflüge statt. So besuchte die EULE unter anderem schon die Canossa-Ausstellung in Paderborn, das HNF-Museum oder auch die EULE in Recke. Gerade in diesem Jahr machten wir wieder einen Ausflug. Wir fuhren nach Oberhausen und besuchten die Ausstellung „Das zerbrechliche Paradies“ im Gasometer. Anschließend konnte man noch im Centro bummeln und etwas essen. (Ein Highlight der Ausstellung war eine riesige Weltkugel, auf der die Entwicklung der Erde gezeigt wurde. Neben der Entstehung der Kontinente wurden auch Flug- und Schiffsrouten gezeigt.)

Dieses Jahr fand dann auch die Jubiläumsfeier der EULE statt.

Mechtild Reker berichtete zu Anfang der Feier vom Start der EULE vor 25 Jahren. Sie kam damals frisch aus der Jugendarbeit und deshalb war sie von dem Projekt der EULE sofort begeistert. Kombiniert es doch Jugendarbeit mit Seniorenarbeit. Mit einem Rückblick auf 25 Jahre EULE begann somit das Festprogramm. Die Feier fand im gemütlichen Rahmen im Gasthof „Doppe“ statt. Zur Geburtstagsfeier am 03.11.2023 kam neben den Seniorinnen und Senioren, den jungen Schülerlehrer/innen und den Betreuungslehrerinnen aus Rietberg auch eine Abordnung der Verler EULE. Darüber hinaus erschienen auch viele Ehrengäste. Zu diesen zählten Bürgermeister Andreas Sunder, Caritas-Vorstand Volker Brüggenjürgen, Schulleiter Matthias Stolper und der Mitinitiator der Eule, Peter Esser, welche auch jeweils eine kurze Ansprache hielten. Leider waren Herr Brüggenolte und Landtagspräsident André Kuper verhindert und konnten deswegen nicht teilnehmen, ließen aber Grüße ausrichten.

Vordere Reihe v. L.: Peter Esser, Helga Goldbeck, Mechthild Reker, Tessina Schrör; Hintere Reihe v.L.: Matthias Stolper, Sabine Ringel, Andreas Sunder, Vivian Füchtjohann, Volker Brüggenjürgen (Foto: RSA/Rehling)

Eine besondere Überraschung hatten die Abgesandten der Verler EULE dabei: Das EULE-Maskottchen auf einer leckeren Schokoladentorte als Beitrag zum Buffet. Zudem bekamen Frau Reker, Frau Schrör und Frau Ringel Blumensträuße von der Schulleitung. Der Bürgermeister hatte Tassen mit der Abbildung der Rietberger Rathausstraße im Gepäck und erfreute damit auch die beiden Schülerlehrersprecher Vivien und Florens. Neben den bereits erwähnten Ansprachen erzählten die Senioren kleine Anekdoten aus 25 Jahren EULE und so klang der Abend bei Gesprächen und gutem Essen gemütlich aus.

Leider müssen wir uns in diesem Jubiläumsjahr aber auch von Frau Reker als langjähriger Leiterin der EULE seitens der Caritas verabschieden. Im Rahmen der Weihnachtsfeier der EULE wurde Frau Reker am 15. Dezember sehr herzlich in ihre passive Altersteilzeitphase verabschiedet. Wir hoffen aber, sie eines Tages als Seniorenschülerin in der EULE wieder begrüßen zu können!

Carolina Gieffers EF

EULE Schülerlehrerin

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