„Das wird ein Schauspiel geben“
… die Jahrgangsstufe Q1 fährt zu „Faust“ ins Gütersloher Theater
Als Abschluss der Unterrichtsreihe zum abiturrelevanten Drama „Faust – der Tragödie erster Teil“ bot sich der Jahrgangsstufe Q1 am 27.2.2018 die Gelegenheit, das Werk auf der Bühne des Gütersloher Theaters anzuschauen. Aus diesem Grund machten sich acht Lehrer und 170 SchülerInnen in Bussen auf den Weg zur Abendvorstellung nach Gütersloh.
Das Jugendtheater „next liberty“ unter der Leitung von Nikolaus Habjahn versprach so einige Überraschungen. So inszeniert der junge Regisseur das klassischste aller Werke als eine wilde, freche Mischung aus Schauspiel und Puppenspiel, in dem auch die Dramenszenen bunt gemischt wurden.
Der Prolog im Himmel begann mit zwei Klappmaulpuppen von Gott und Mephisto, die um die Verführbarkeit des Menschen wetteiferten und sich den „Faust“ als Musterexemplar auserwählten. Nicht ohne zuvor das andere Gesindel der ersten Theaterreihen kritisch unter die Lupe genommen zu haben. (Einige von uns saßen genau hier.) Faust stürzt sich in die bekannte Weltreise mit Mephisto und erlebt dort so einige reizvolle Momente, bis er schließlich unter den weiblichen Theatergästen sein Gretchen in Publikum erblickte. Diese kommt zaghaft auf die Bühne und lässt sich von Faust verführen. Die Tragödie nimmt ihren bekannten Lauf, Faust beschenkt Gretchen, er kommt ihr im Garten näher und sie gestehen sich ihre Liebe. Um mehr Zeit miteinander zu verbringen, gibt Faust Gretchen für ihre Mutter einen Trank, an dem diese schließlich stirbt und der Gretchen zur Mörderin macht. Mephisto ist stets an Fausts Seite und versucht ihm das lusterfüllte Leben näher zu bringen, so etwa bei der orgiastischen Szenerie der Walpurgisnacht, in der die Hexen zu Technobeats eine wilde Party feiern. Am Ende will Faust sein Gretchen aus dem Kerker befreien, welche als Kinds- und Muttermörderin bestraft werden soll. Doch sie ist so selbstbewusst, dass sie sich selbst mit dem Ausspruch „Gerettet“ aus dem Kerker befreit und dahin zurückkehrt, von wo sie gekommen ist: aus dem Publikumsraum verlässt sie das Theater.
Das Bühnenbild, fabelhaft inszeniert von Jakob Brossmann, zeigt ein barockes Guckkastentheater, welches, schnell wandelbar, die unterschiedlichen Kulissen darstellen lässt. Das Stück endet, indem Faust vor Gott und Mephisto im Himmel tritt und sich entscheiden muss, wem er folgt. Er steigt einige Stufen dem Teufel entgegen, bevor der Vorhang fällt und das Publikum tosenden Applaus spendet.
Die Inszenierung bot vielfältige Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit dem klassischen Dramenstoff. Auch wenn sie nicht jede Schülerin/ jeden Schüler gleich überzeugen konnte, war es doch ein lohnender Theaterabend, der noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Text und Fotos: L. Rödiger